Das Chaos breitet sich um den Messie herum aus. Ausgehend von seinem eigenen Zimmer sifft er nach und nach jede Ecke der WG zu. Im Schuhregal findest du sein Haargel, hinter der Waschmaschine liegen Messer und Gabel, und dreckige Socken von ihm können auch mal in der Küchenschublade auftauchen.
Der Messie hat kein Gefühl für Ordnung: Um das zu bekräftigen, lagert er sechs Wochen lang einen Teller Spaghetti im Kühlschrank ein.
Bisweilen tut der Messie sogar so, als sei er beschränkt, nur um sich vor dem Putzen zu drücken. Mit “Kalenderwoche 25: Küche – Johannes” kann er angeblich gar nichts anfangen und fragt dich jedes Mal genervt, womit er diese Woche schon wieder dran ist. Geduldig erklärst du ihm, das diese Zeichen bedeuten sollen: “DU-PUTZT-SOFORT-DIE KÜCHE!”
Der Pädagoge
Für den Pädagogen ist eure Wohnung ein tolles Experimentierfeld. Er übt schon mal für seinen zukünftigen Job als Betreuer in einer Wohngruppe. Um das Wohnklima aufzumöbeln, hat dieser Mitbewohner Türschilder mit euren Vornamen gebastelt und Halbedelsteine in einem Dreieck um den W-LAN-Router gelegt. Gegen die Strahlung, weisch.
Einmal in der Woche beruft der Pädagoge einen WG-Abend ein, bei dem ihr Kummer und Sorgen aussprechen sollt. Meistens beschuldigen sich dabei die Mitbewohner nur gegenseitig, nicht richtig zu putzen.
Der Schnorrer
Der Schnorrer hat es mal wieder nicht in den Coop, die Drogerie oder den Copyshop geschafft. Daher fragt er dich einmal mehr, ob du ihm mit Tomatensauce, Zahnpasta oder Druckerpapier aushelfen könntest. Um ihn loszuwerden, hilft nur ein emotionsloses “Auf keinen Fall!”
Schliesslich gibt er auch noch den Kapitalismuskritiker: “Du sitzt hier auf einem fetten Haufen Druckerpapier, das du mit Muttis Geld gekauft hast. Und ein Kind aus der Arbeiterklasse muss sehen, wie es seine Seminarpläne ausdruckt.” Da du weisst, dass seine Mutter ein Autohaus leitet, knallst du ihm die Tür vor der Nase zu.
Der Ersti
Der Ersti ist in den meisten WGs von Anfang an unerwünscht. Studienanfänger werden in der Regel noch nicht einmal zur WG-Besichtigung eingeladen. Hinter dieser offenen Diskriminierung steckt der pure Egoismus: Insgeheim erhofft sich nämlich jede WG, dass der neue Mitbewohner nützliche Fähigkeiten mitbringt. Man spekuliert darauf, dass der Neue Waschmaschinensiebe reinigen oder das Internet flicken kann. Oder dass er sonntags einfach mal so einen Kuchen für den Kaffeeklatsch zaubert. Das alles kriegt der Ersti eher selten hin, weil nämlich Mama und Papa bis vor kurzem solche Aufgaben für ihn übernommen haben.
Wenn deine WG dennoch gegen alle Konventionen einen Ersti aufnimmt, musst du dich auf zwei Szenarien einstellen: Heimweh oder 24/7 Party. Das Szenario Heimweh drückt zwar etwas auf die Stimmung, ist aber noch ganz gut zu ertragen.
Das Party-Szenario ist eindeutig nerviger: Der Ersti hat mitbekommen, dass “Nachtleben” nicht gleichbedeutend ist mit “Grossraumdisco im Dorf“, und testet jetzt mit seinen neuen, wilden Studienfreunden jeden Club und jeden Leider trifft sich die hoch motivierte Partycrowd zum Vortrinken gern in eurer geräumigen WG-Küche.